Toxisches Schocksyndrom: Wenn Tampons und co. zur Gefahr werden

Hast du schon einmal bei deinen Tampons in die Packungsbeilage geschaut? Dann hast du sicherlich schon einmal etwas vom Toxischen Schocksyndrom, kurz TSS, gehört.

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Infektionserkrankung, die durch bestimmte Bakterien ausgelöst wird. Hauptsächlich sind dies Exotoxin-produzierende Stämme von Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes. Diese Bakterien sind normalerweise Teil der körpereigenen Flora, werden aber unter bestimmten Umständen zu gefährlichen Krankheitserregern.

 

 o.b. Packungsbeilage: “Das Toxische-Schock-Syndrom (TSS) ist eine äußerst seltene, aber ernst zu nehmende Erkrankung, die bei Männern, Frauen und Kindern auftreten kann. Sie wird durch Toxine eines Bakteriums verursacht, das häufig bei Menschen gefunden wird. Ungefähr die Hälfte der TSS-Fälle tritt bei menstruierenden Frauen und Mädchen auf. TSS ist im Zusammenhang mit Tampongebrauch beschrieben worden. Es kann aber auch während der Menstruation auftreten, wenn keine Tampons verwendet werden. TSS kann lebensbedrohlich sein und muss daher frühzeitig erkannt und behandelt werden.” 



Was ist TSS?

Das Toxische Schocksyndrom, kurz TSS, ist eine Infektionskrankheit, die ihre Ursache in den Keimen Staphylococcus aureus oder Streptokokkus pyogenes findet. Diese Keime sind eigentlich keine Unbekannten, da sie auf natürliche Weise in der Umwelt vorkommen und auch unseren eigenen Körper besiedeln. Dr. med. Romy Handzel, eine Gynäkologin am Universitätsklinikum Leipzig, betont, dass diese Keime an sich harmlos sind und in geringer Konzentration keine Gefahr darstellen. "Die dürfen dort auch sein und machen dort auch nix, solange sie nicht in einer überschießenden Konzentration vorkommen", erklärt sie.
Die entscheidende Wendung hin zu einer Erkrankung tritt ein, wenn diese Keime sich in übermäßigem Maße vermehren und auf ein Immunsystem treffen, das gegen diesen Erreger noch keine Antikörper gebildet hat. Wichtig zu beachten ist jedoch, dass mehr als 90 % aller Menschen im Erwachsenenalter diese Antikörper besitzen.

Das Robert Koch-Institut schätzte im Jahr 2015 etwa 3-6 Fälle von TSS pro 100.000 sexuell aktiven Frauen pro Jahr, wobei 92 davon Prozent im Zusammenhang mit der Menstruation stehen. In den USA wird ungefähr ein Fall von Toxischem Schocksyndrom pro 200.000 Einwohner verzeichnet. Das Auftreten des TSS ist also sehr selten.



Was haben Tampons damit zu tun?

Die Vagina bildet ein feucht-warmes Milieu, das viele Bakterien und Pilze bevorzugen. Auch Staphylococcus aureus kann Teil der Vaginalflora sein. In der Regel verursachen diese Bakterien und Pilze keine Beschwerden. Ein Tampon schafft eine ideale Umgebung für das Wachstum von Bakterien. Durch die Blutaufnahme wird der Tampon warm und feucht, und die Oberfläche bietet optimale Bedingungen für die Vermehrung von Keimen. Ein weiterer problematischer Faktor ist die begrenzte Wirksamkeit der Immunabwehr gegen Bakterien im Inneren des Tampons, da sie dort weitgehend vom restlichen Körper isoliert sind. Dies kann eine unkontrollierte Vermehrung der Bakterien begünstigen, insbesondere wenn die produzierten Toxine in die Blutbahn gelangen.


Das Toxische Schocksyndrom (TSS) kann auch als Komplikation auftreten, wenn Erreger über verschiedene Eintrittspforten wie Wunden, Verbrennungen oder Insektenstiche in den Körper gelangen. Frauen, die Tampons, Menstruationstassen oder Diaphragmen benutzen, sowie Frauen im Wochenbett oder nach einem Schwangerschaftsabbruch sind anfällig für TSS. 

 

Daran erkennst du das das Toxische Schocksyndrom

Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist eine ernste Erkrankung, die sich plötzlich und mit einer Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen kann. Ein Verständnis dieser Anzeichen ist entscheidend, um rechtzeitig medizinische Hilfe zu suchen. Hier sind die charakteristischen Symptome des TSS:

  1. Fieber (39 bis 40,5°C): Das plötzliche Auftreten von hohem Fieber ist ein alarmierendes Zeichen und ein Schlüsselsymptom des Toxischen Schocksyndroms.
  2. Hypotonie: Ein Blutdruckabfall, der möglicherweise auf konventionelle Behandlungen nicht anspricht, kann auf das Vorliegen von TSS hinweisen. Dieser Zustand erfordert sofortige ärztliche Aufmerksamkeit.
  3. Sonnenbrandähnlicher Hautausschlag: Eine flächenhafte Hautrötung, ist ein weiteres häufiges Symptom von TSS. Dieser Ausschlag kann sonnnbrandähnlich sein und auf eine schwere Reaktion des Immunsystems hindeuten.
  4. Beteiligung von mindestens 2 weiteren Organsystemen: TSS betrifft nicht nur ein einzelnes Organsystem. Mindestens zwei weitere Systeme können betroffen sein, was zu einer Vielzahl von Symptomen führt. Dies können beispielsweise Muskelschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen sein.

Es ist wichtig zu betonen, dass TSS eine ernste medizinische Notlage darstellt. Bei Verdacht auf diese Erkrankung ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich. Im Zweifelsfall sollte niemand zögern, den Notruf zu wählen oder sich umgehend in die nächste Notaufnahme zu begeben.



Was tun bei TSS?

Bei einem Verdacht auf Toxisches Schocksyndrom (TSS) ist schnelles Handeln entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Hier sind die wesentlichen Schritte:
  1. Sofortige Entfernung des Tampons, Diaphragmas oder der Verhütungskappe: Bei plötzlich auftretenden unklarem Fieber und anderen beschriebenen Symptomen sollte der Tampon oder andere Fremdkörper sofort entfernt werden, um die Ausbreitung von Toxinen zu stoppen.
  2. Unverzüglich ärztliche Hilfe suchen: Bei Verdacht auf TSS sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Je nach Zustand des Betroffenen kann auch die Alarmierung des Notarztes erforderlich sein.
  3. Blutdruckkontrolle: Die Überprüfung des Blutdrucks ist essentiell, da Hypotonie ein charakteristisches Symptom von TSS sein kann.
  4. Antibiotikagabe: Die rechtzeitige Verabreichung von Antibiotika ist entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen. Die Auswahl der Antibiotika hängt von den Kulturergebnissen ab, wobei Clindamycin und Vancomycin oder Daptomycin oft als empirische Therapie verwendet werden.



Wie lässt sich das TSS vorbeugen?

Die Vorbeugung von Toxischem Schocksyndrom (TSS) erfordert ein bewusstes und individuell angepasstes Vorgehen, insbesondere wenn eine Frau bereits einmal von TSS betroffen war. Hier sind einige Dinge, um das Risiko einer erneuten TSS-Erkrankung zu minimieren:
  1. Verzicht auf auslösende Mittel: Nach einer bereits erlebten Episode von TSS ist es ratsam, die Verwendung der auslösenden Mittel wie Tampons oder intravaginale Barrieren zur Verhütung zu unterlassen. Dieser Schritt ist entscheidend, um das individuelle Risiko zu reduzieren.
  2. Bewusstsein für persönliche Risiken: Betroffene, die bereits einmal an TSS erkrankt waren, sollten ein erhöhtes Bewusstsein für persönliche Risikofaktoren entwickeln. Dies schließt die Kenntnis der eigenen Immunreaktionen und die Sensibilität für auftretende Symptome ein.
  3. Alternative Hygieneprodukte in Betracht ziehen: Die Umstellung auf alternative Hygieneprodukte wie Binden kann eine sinnvolle Option sein, insbesondere wenn Tampons als Auslöser bekannt sind. Dies ermöglicht eine sichere Menstruationshygiene ohne das Risiko einer TSS-Erkrankung.
  4. Ärztliche Beratung suchen: Frauen, die Bedenken hinsichtlich ihrer individuellen Anfälligkeit für TSS haben, sollten ärztlichen Rat einholen. Ein erfahrener Mediziner kann maßgeschneiderte Empfehlungen und Präventivmaßnahmen bieten.

 

Wichtig: Alle hier dargestellten Informationen sind nicht als Ersatz oder Alternative zu Informationen von Ärzt*innen oder Therapeut*innen gedacht und dienen nicht der Selbstdiagnose. Spreche vor Einnahme eines Produktes unbedingt mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.

 


Quellen:

Dr. Osthoff, C. (2016). Toxisches Schocksyndrom: Was ist das? Entnommen am 10. Januar 2024. Hier zu finden.


Kruse, D.; Dr. Antwerpes, F.; Fink, B.; Strunk, S.; cand. med. Maag, A.; Bröse, A.; Hircin, E.;Melchers,M.Toxic Shock Syndrom. Entnommen am 10. Januar 2024. Hier zu finden.

Bush, L.M. (2021)Toxisches Schocksyndrom (TSS). Entnommen am 10. Januar 2024. Hier zu finden.

Frauenärzte im Netz (2018). TOXISCHES SCHOCKSYNDROM: RISIKEN DURCH TAMPON-VERWENDUNG ÄUSSERST GERING. Entnommen am 10. Januar 2024. Hier zu finden.  

mdr wissen. (2022). "Tamponkrankheit" Toxisches Schocksyndrom – was ist da dran?. Entnommen am 10. Januar 2024. Hier zu finden.

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