Menstruation, immer noch ein Tabu?

Ist die Menstruation tatsächlich noch ein Tabu? In Zeiten von Feminismus und Female Empowerment könnte man doch meinen, dass das längst Geschichte ist. Wenn ich jedoch in meinem Freundeskreis oder im familiären Umfeld über das Thema spreche, erhalte ich sehr unterschiedliche und oft noch sehr verhaltene Reaktionen. Woran liegt das?

Blut ist erst einmal nicht wirklich ein „sexy“ Thema. Man denkt an Wunden, Verletzungen & Schmerz … da kann ein unangenehmes Gefühl bei einem aufkommen. Es gibt sogar Menschen, denen schon beim Gedanken an Blut schlecht wird. Doch woher kommt es eigentlich, dass wir teilweise so ungern über Menstruation sprechen? Es scheint so, als ob das Tabu tief in unserer Gesellschaft verankert sei. Werfen wir einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung der Menstruation. 

Geht man ein ganzes Stück in der Geschichte zurück, dann findet man das Verteufeln der Regelblutung in vielen Kulturen von Naturvölkern vor. Deren Auffassung war und ist es zum Teil immer noch, dass eine menstruierende Frau von böser Magie umgeben ist. Vor allem nordamerikanische Indianerstämme glaubten, dass diese Magie es ihnen angeblich ermöglicht, ihre Feinde in Kriegen leichter zu besiegen. 

Das erstmalige Auftreten der Periode wurde hingegen vielerorts sogar gefeiert. Das Mädchen wurde dadurch zur vollwertigen Frau und konnte so auch eine Bindung zum anderen Geschlecht eingehen. Sie wird fruchtbar und deshalb „nützlich“. In der Zeit vor Christus waren sogar einige römische und griechische Gelehrte der Meinung, dass Menstrualblut toxische Eigenschaften besitzt und somit die Umwelt „vergiftet“. Das ging so weit, dass man glaubte, Wein würde verderben, wenn sich eine menstruierende Frau in der Nähe aufhielt. Dieser Glaube hielt sich bis ins 20. Jahrhundert! In Deutschland beispielsweise wurden Arbeiterinnen in Weinkellern oder Brauereien in der Zeit ihrer Periode beurlaubt, da man der Auffassung war, dass sonst Wein und Bier eine geringere Qualität aufweisen würden. Frauen durften hierzulande außerdem bis ca. 1970 kein Blut während ihrer Menstruation spenden, da davon ausgegangen wurde, dass in dieser Zeit ein Abbau von roten Blutkörperchen stattfinden würde und somit eine hämolytische Wirkung bestünde. Eine weitere Beschränkung in Bezug auf die Menstruation gab es in deutschen Krankenhäusern: Frauen sollten während ihrer Periode keine Röntgenaufnahmen entwickeln. In Fotolaboren galt dasselbe Prinzip beim Entwickeln von Filmen. 

Ende des 20. Jahrhunderts fand aber ein Umdenken statt und viele Tabus wurden beseitigt. Es wurden verschiedene Periodenprodukte entwickelt, die zum Wohlbefinden beitragen sollten, wie etwa der Tampon im Jahr 1931. Auf dem deutschen Markt waren Tampons erstmals 1947 erhältlich. Die ersten Binden wurden in den 60er Jahren verkauft. Bis heute sind sie das meist verwendete Mittel während der Periode, dicht gefolgt von Slipeinlagen. Heutzutage wird die nachhaltige Variante, die sogenannte Menstruationstasse gehypt. Dies ist jedoch keine neuartige Erfindung, bereits in den 1930er Jahren wurde die wiederverwendbare Menstruationskappe als Patent angemeldet.

In der Werbung für Periodenprodukte wurde nichtsdestotrotz bis in die 1990er Jahre hinein umschreibende Worte für die Menstruation verwendet. Die Werbespots der meisten Hersteller sprechen heute immer noch von Reinheit & Sauberkeit… man könnte fast meinen, sie empfänden die Menstruation als “unrein” oder “unsauber”. 2019 sorgte eine Werbung im australischen Fernsehen für viel Empörung, als zum ersten Mal bei der Vermarktung von Damenbinden tatsächlich rotes Blut  gezeigt wurde. Das schien vielen gegen den Strich zu gehen, denn keine andere Werbung im Jahr 2019 erhielt so viele Beschwerden wie diese. In den Beschwerden hieß es, die Darstellungsweise sei “ekelhaft”, “erniedrigend”, und sei eine Zumutung für Kinder, die man zu früh mit diesem Thema konfrontieren würde.

Und was ist mit den Gefühlen von menstruierenden Frauen - von uns, den 50% der Weltbevölkerung, die sich Monat ein Monat aus mit ‘diesem Thema’ auseinandersetzen müssen? Beispielsweise, wenn die Tage einen stark treffen, man sich dadurch erschöpft fühlt oder gar unter starken Schmerzen leidet? In der heutigen vorherrschenden Leistungsgesellschaft fällt es Frauen oft schwer, dies zuzugeben und offen zu kommunizieren, dass sie während ihrer Tage durch die starken Symptome nicht arbeiten können. 

Ich finde, trotz allen Fortschritts, mangelt es noch immer an Akzeptanz. Aber ein offener Austausch bringt uns der Enttabuisierung der Menstruation ein Stückchen näher!

In diesem Sinne: Lebt eure Gefühle aus und habt keine Scheu über “Tante Rosa” zu sprechen. Viva la Menstruation!

Was sagt ihr dazu? Hinterlasst uns gerne in den Kommentaren eure Gedanken zu diesem Thema :)

Eure Jasmin

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